Die zwei sozialen Gesichter des Bundestagabgeordneten Kleiminger 18.09.2009: Rostock/MVregio - Er gibt sich gern sozial, streitet für Kinder und ist auch noch Vorstand der Rostocker Arbeiter Wohlfahrt (AWO) - vermittelt jedenfalls die aktuelle Wahlkampfwerbung des Rostocker SPD-Bundestagsabgeordneten Christian Kleiminger. Man fragt sich, ob man ihm das glauben kann. Der Rechtsanwalt Christian Kleiminger hat in den 90er-Jahren eine Kanzlei in der August-Bebel-Straße in Rostock geführt. Markenzeichen dieser Kanzlei: Panzertür und Videoüberwachung. Anwalt Kleiminger soll sich auch mit Forderungsinkasso beschäftigt haben. Als Inkasso-Anwalt schirmte sich Kleiminger wohl gern gegen unliebsame Besucher ab, sind doch gerade "Inkassokunden" eine schwierige Klientel. "Da kann schon mal ein aufgeregter Schuldner vor der Tür stehen und handgreiflich werden", meinte ein hierzu befragter Anwalt gegenüber MVregio News. Aus Anwaltskreisen war auch zu erfahren, dass die Kanzlei Kleiminger unter anderem Inkasso für Fitnessstudios und diverse dubiose Geschäftemacher betrieben haben soll. Über mangelnde Aufträge musste sich Anwalt Kleiminger auch nicht beklagen; seine Skrupellosigkeit kam ihm hierbei zu Hilfe: Ohne auf soziale Belange Rücksicht zu nehmen, verklagte Kleiminger auch schon mal minderjährige Kinder. So liegen MVregio News konkrete Fälle vor, in denen er tatsächlich gegen Kinder im Alter von drei bis vier Jahren Vollstreckungstitel erwirkt hat. Die Eltern haben für ihre Kinder Verträge abgeschlossen, konnten sie aber nicht bezahlen. Diese Kinder müssen dann, sobald sie volljährig sind und über ein eigenes Einkommen verfügen, damit rechnen, dass Anwalt Kleiminger bei ihnen vollstreckt. Derartige Titel haben eine Laufzeit von 30 Jahren. Hierzu befragt, beruft sich SPD-Bundestagskandidat Kleiminger auf seine anwaltliche Schweigepflicht im konkreten Fall, erläutert aber im Allgemeinen, dass es rechtsgültige Verträge geben könne, die Eltern im Namen ihrer minderjährigen Kinder abgeschlossen haben könnten. In diesen Konstellationen wären die Kinder "grundsätzlich auch die alleinigen Adressaten bei eventuellen Streitigkeiten", weil die Eltern nicht haftbar zu machen wären. Kleiminger drückt in dem Schreiben an MVregio News sein Bedauern über derartige Fälle aus, fühlt sich aber dennoch verpflichtet, "grundsätzlich die Interessen des Mandanten im Rahmen der Rechtsordnung durchzusetzen". Natürlich: Dafür sind Anwälte da und niemand sollte dafür kritisiert werden, dass er "nur seinen Job" macht. Zu hinterfragen wäre allerdings, wie Kleiminger als Bundestagsabgeordneter reagieren wird, wenn erneut wirtschaftliche Interessen gegen die von sozial schwachen Familien abgewogen werden müssen. MVregio News red/hro/us